Was bleibt
What Remains
Wir halten an vielem fest: Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten. Bilder von uns selbst und anderen. Sicherheiten, die wir für unverrückbar halten.
Aber das Leben fordert uns immer wieder auf, loszulassen. Menschen gehen, Situationen ändern sich, Überzeugungen werden erschüttert. Was bleibt, wenn das Festgehaltene wegfällt?
Zunächst oft: Schmerz. Das Ego wehrt sich gegen Verlust. Es identifiziert sich mit dem, was es besitzt – materiell und immateriell. Loslassen fühlt sich an wie Sterben.
Aber hinter dem Schmerz liegt etwas anderes. Wenn die erste Welle der Trauer vorüber ist, kann sich eine seltsame Leichtigkeit einstellen. Der Griff lockert sich. Was als Verlust begann, wird zu Befreiung.
Loslassen bedeutet nicht, dass etwas wertlos war. Es bedeutet anzuerkennen, dass nichts von Dauer ist. Alles fließt, wie die alten Griechen sagten. Widerstand gegen diesen Fluss erzeugt Leiden.
Was bleibt, wenn wir nicht mehr festhalten? Das nackte Erleben. Die Fähigkeit, gegenwärtig zu sein, ohne dass alles so sein muss, wie wir es uns vorstellen. Eine Offenheit für das, was kommt.
Das klingt vielleicht passiv, ist es aber nicht. Wer loslassen kann, wird handlungsfähiger. Er reagiert auf das, was ist – nicht auf das, was sein sollte. Er ist flexibler, weniger von Angst getrieben.
Was bleibt am Ende? Vielleicht nur das Bewusstsein selbst. Der Raum, in dem alles erscheint und vergeht. Und die Erkenntnis, dass dieses Kommen und Gehen nicht das Problem ist – sondern das Leben selbst.



