Wie Zeit entsteht
How Time Arises
Zeit scheint so selbstverständlich: Gestern, heute, morgen. Ein gleichmäßiger Fluss von der Vergangenheit in die Zukunft. Aber ist Zeit wirklich so einfach?
Die Physik zeigt: Zeit ist relativ. Je schneller du dich bewegst, desto langsamer vergeht sie für dich. In der Nähe schwerer Massen verlangsamt sie sich ebenfalls. Es gibt keine universelle Gegenwart, auf die sich alle einigen könnten.
Noch merkwürdiger: Die Grundgleichungen der Physik unterscheiden nicht zwischen Vorwärts und Rückwärts in der Zeit. Die Zeitrichtung, die wir erleben, ist physikalisch gesehen ein Rätsel.
Für unser Erleben ist die Zeitrichtung jedoch eindeutig. Wir erinnern uns an die Vergangenheit, nicht an die Zukunft. Ursachen kommen vor Wirkungen. Das Ei zerbricht, aber es setzt sich nie spontan zusammen.
Das subjektive Zeiterleben ist dabei erstaunlich flexibel. In Momenten völliger Versunkenheit scheint die Zeit zu fliegen. Beim Warten dehnt sie sich. In Gefahrensituationen scheint sie langsamer zu werden.
Streng genommen existiert für uns nur die Gegenwart. Die Vergangenheit ist Erinnerung – ein gegenwärtiger Bewusstseinszustand. Die Zukunft ist Erwartung – ebenfalls gegenwärtig. Das "Jetzt" ist alles, was wir je haben.
Zeit ist vielleicht weniger eine Eigenschaft der Welt als eine Form, wie Bewusstsein Erfahrung ordnet. Wir strukturieren den Strom der Erlebnisse in Vorher und Nachher. Ohne Bewusstsein – keine erlebte Zeit.



