Liebe als Prinzip
Love as a Principle
Liebe wird oft als Gefühl beschrieben – romantisch, leidenschaftlich, flüchtig. Aber vielleicht ist Liebe mehr als ein Gefühl. Vielleicht ist sie ein Prinzip.
Auf der einfachsten Ebene ist Liebe Verbundenheit. Die Erkenntnis, dass das Wohlergehen des anderen nicht getrennt ist vom eigenen. Wenn dir jemand wirklich wichtig ist, freust du dich an seiner Freude und leidest an seinem Leid.
Diese Verbundenheit hat biologische Wurzeln. Evolution hat uns so programmiert, dass wir für Verwandte sorgen – sie tragen unsere Gene. Aber Liebe reicht weiter. Wir können Verbundenheit mit Fremden, mit Tieren, mit der Natur empfinden.
Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Sie ermöglicht Liebe über die biologische Verwandtschaft hinaus. Wir können fühlen, was andere fühlen – und aus diesem Mitgefühl handeln.
Der tiefste Wunsch ist vielleicht, gesehen und verstanden zu werden. Nicht nur oberflächlich, sondern wirklich. Jemanden zu haben, der uns kennt und trotzdem – oder gerade deshalb – annimmt.
Liebe als Prinzip bedeutet: die Trennung zwischen Ich und Du als nicht absolut zu sehen. Zu erkennen, dass wir alle im selben Lebensfluss schwimmen. Dass das, was dem anderen geschieht, uns etwas angeht.
Das ist keine Schwäche. Verbundenheit macht nicht verletzlich – Isolation macht verletzlich. Wer sich als Teil eines größeren Ganzen versteht, steht stabiler als jemand, der sich allein gegen die Welt wähnt.
Vielleicht ist Liebe die angemessene Antwort auf die Tatsache, dass wir alle aus demselben Stoff gemacht sind. Dass die Grenzen, die wir ziehen, praktisch nützlich, aber nicht letztgültig sind.



